Unternehmensberatung kann eine attraktive Geldanlage sein. Die Investmentprofis der Carlyle Group haben dies erst kürzlich bewiesen, als sie Anteile von Booz Allen Hamilton mit sattem Gewinn abstießen. Jetzt nehmen die Amerikaner erneut viel Geld in die Hand und sichern sich die Mehrheit an dem traditionsreichen Londoner Beratungshaus PA Consulting.
Wie PA Consulting heute mitteilt, will The Carlyle Group 51 Prozent der Anteile an PA Consulting erwerben. Welche Summe die Amerikaner in das Beratungsunternehmen pumpen, geht nicht aus der Firmenmitteilung hervor. Nur so viel wird verraten: Das Investment sei auf der Basis eines Gesamtwerts von PA Consulting in Höhe von einer Milliarde Pfund – umgerechnet rund 1,3 Milliarden Euro – erfolgt.
Kleinere Übernahmen geplant
Laut Firmenmitteilung soll das Geld von Carlyle den Beratern die weitere Expansion ermöglichen, insbesondere auch kleinere Konkurrenten zu kaufen und Top Consultants anzuwerben.
PA Consulting befindet sich im Eigentum der Berater. Die Transaktion muss deswegen zunächst von ihnen gebilligt werden. Eine entsprechende Entscheidung soll im November fallen. Auch die behördlichen Genehmigungen stehen noch aus.
PA Consulting, 1943 von Ernest E. Butten, Tom H. Kirkham und David Seymour in London gegründet, gehört zu den wenigen Beratungshäusern europäischen Ursprungs mit Rang und Namen.
Mit seinen rund 2500 Mitarbeitern erzielte PA Consulting nach eigenen Angaben 2014 einen Umsatz von 423 Millionen Pfund (573 Millionen Euro). Der operative Gewinn betrug nach Firmenangaben 53,3 Millionen Pfund (72 Millionen Euro).
Vater Staat als bester Kunde
Die Londoner Berater bieten ihren Kunden vor allem Managementberatung und IT Consulting an. Branchenschwerpunkte sind Energie, Finanzdienstleister, Life Sciences und Gesundheitswesen, klassische Industrie, Telekommunikation, Transport und Logistik.
Besonders gut gelingt es den Consultants jedoch, staatliche Aufträge an Land zu ziehen. Etwa die Hälfte ihres Umsatzes entfallen auf den öffentlichen Sektor. Zu den besten Kunden von PA Consulting zählen das britische Gesundheits- und das Verteidigungsministerium.
Bekannte Auftraggeber aus der Privatwirtschaft sind der Kaufhauskonzern John Lewis, der Stromnetzbetreiber UK Power Networks oder der schwedisch-britische Pharmariese AstraZeneca.
Der Name PA leitet sich ab von Personnel Administration, denn PA Consulting war in seinen Anfangsjahren vor allem ein Spezialist für das Training von ungelernten Arbeitern für die britische Rüstungsindustrie.
Größer als McKinsey
Nach dem Krieg expandierte PA Consulting rasch in andere Länder. Anfang der 1970er Jahre gehörte das Beratungshaus zu den größten Consultingfirmen der Welt. Die Briten beschäftigten damals nicht nur mehr Leute als McKinsey & Company, mit ihrem Forschungszentrum "Cambridge Technology Centre" machten sie sich auch einen Namen als smarte, technikbegeisterte Innovatoren.
In den folgenden Jahren wurde PA Consulting jedoch von McKinsey, Boston Consulting und anderen US-Strategieberatern überrundet. Anfang der 1990er Jahre war das Unternehmen so gut wie pleite. Seither versucht PA Consulting ein Comeback. Dabei tun sich die Briten jedoch schwer, weil ihnen die Mittel fehlen, um im Konzert der Global Player mitzuspielen.
Das soll sich nun aber ändern.
In Deutschland unterhält PA Consulting zwei Büros: Frankfurt am Main und München. Tätigkeitsschwerpunkt ist hier vor allem das Projektmanagement. Die deutschen Kunden kommen aus den Branchen Telekommunikation, Life Sciences und Gesundheitswesen sowie Energie- und Automobilindustrie.
Erhebliche Schwierigkeiten in Deutschland
Der letzte veröffentlichte Geschäftsbericht stammt aus dem Jahr 2013. Die dort veröffentlichten Zahlen zeigen deutlich, dass PA Consulting mit erheblichen Schwierigkeiten kämpft.
Mit seinen 38 Beratern erwirtschaftete PA Consulting in Deutschland einen Umsatz von gerade einmal 8,5 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht lässt die Auslastung zu wünschen übrig: 60 Prozent ihrer Arbeitszeit durften die Consultants Däumchen drehen, weil Projekte fehlten. Allein für Löhne, Gehälter, Sozialversicherung und Altersversorgung musste PA Consulting über sechs Millionen Euro zahlen. Das operative Minus belief sich auf 1,4 Millionen Euro.
Die deutsche Tochtergesellschaft von PA Consulting ist zwar überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig. Dafür sorgt die PA International Holdings BV, Rotterdam, die die Anteile der deutschen Tochter hält.
Attraktives Investment
Dass Private Equity Firmen und andere Finanzinvestoren Geld in Consultingfirmen investieren, kommt immer wieder vor. 2012 verkaufte zum Beispiel Hellmann & Friedman seine Anteile am Turnaround-Beratungsspezialisten Alix Partners an CVC Capital (siehe ConsultingStar, Bericht vom 25. April 2012).
Wie eingangs erwähnt hat auch Carlyle bereits bewiesen, dass sich ein Investment ins Consulting Business durchaus lohnen kann: Im vergangenen November verkaufte Carlyle ein Paket von Anteilen am US-Beratungshaus Booz Allen Hamilton. Laut einem Zeitungsbericht strichen die Investmentprofis dabei schätzungsweise rund 263 Millionen US-Dollar Gewinn ein.
20. September 2015 / pan