Herr Krill, Sie waren noch keine dreißig Jahre alt und hatten gerade Ihren Abschluss als Bankbetriebswirt in der Tasche, als Sie sich für eine Karriere als Headhunter entschieden. Wie kam es dazu?
Eine ehemalige Kollegin sprach mich darauf an, da sie selbst während des Studiums erste Einblicke in diese Branche bekommen hatte. Sie hat mich neugierig gemacht und motiviert, mich bei der Hager Unternehmensberatung zu bewerben. Und außerdem boomte Ende der 1990er Jahre sowohl das Search Business als auch die IT-Branche, aus der damals die meisten Kunden der Hager Unternehmensberatung stammten. Das war eine Chance für Fachfremde wie mich, und diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Der Boom wurde bereits im Frühjahr 2000 durch einen Crash beendet. Trotzdem haben Sie sich nicht nur im Sattel gehalten, sondern sind bereits fünf Jahre später in die Geschäftsführung aufgestiegen. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis?
Es gibt kein Geheimnis. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen und durfte nicht untergehen. Es war aber nicht nur eine steile Lernkurve, die unseren Firmengründer Ralf Hager überzeugt haben dürfte. Meinen Erfolg verdanke ich vor allem den vielen jungen Fachleuten und Managern aus der IT-Branche. Viele meiner Ansprechpartner waren damals kaum älter als ich. Das hat es mir leicht gemacht, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Und von diesem Netzwerk profitiere ich noch heute. Dies gilt im Übrigen auch für einige meiner Kollegen, die schon zum Großteil seit mehr als zehn Jahren für die Hager Unternehmensberatung tätig sind.
Eine Standardfrage der Headhunter lautet: Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Was ist Ihre Antwort?
Ich werde auch in fünf Jahren weiter als Personalberater und Geschäftsführer der Hager Unternehmensberatung tätig sein – nur mit dem Unterschied, dass sich unser Unternehmen bis dahin deutlich weiter entwickelt hat. Wir müssen uns ständig weiter entwickeln, um den Marktveränderungen gerecht werden zu können. Das schließt selbstverständlich auch Wachstum und eine Verbreiterung der Kundenbasis mit ein.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Wir sind in den vergangenen Jahren jeweils überdurchschnittlich im Vergleich zur Marktentwicklung gewachsen und wollen dies auch weiterhin tun. Darüber hinaus geht es uns vor allem um die Weiterentwicklung der Operational Excellence und selbstverständlich die Verbreitung unserer Kundenbasis, also um den Aufbau weiterer Marktsegmente.
Welche Marktsegmente und Unternehmen haben Sie im Visier?
Wir rechnen uns gute Chancen aus, bestimmte Unternehmen der Healthcare-Branche als Kunden zu gewinnen. Da haben wir eine gute Ausgangsbasis. Weitere Zielkunden befinden sich in Nischenbranchen wie zum Beispiel der Fashion-Industrie. Bei einigen dieser Unternehmen spielt das Thema Digitalisierung eine immer größere Rolle, und auch da können wir mit den bei uns bereits vorhandenen Erfahrungen punkten.
Sie haben ein Büro in Zürich. Werden Sie weitere Auslandsbüros eröffnen?
Wir wollen in jedem Fall internationaler werden, denn einige unserer Kunden haben signalisiert, dass wir nur dann weiter für sie arbeiten können, wenn wir sie auch ins Ausland begleiten. Wir wollen aber zunächst keine weiteren Büros im Ausland eröffnen. Deswegen haben wir uns gezielt nach einem Personalberater-Netzwerk umgesehen und sind dabei auf Horton International gestoßen.
Was sprach für Horton International?
Vor allem, dass wir unsere Reichweite schlagartig auf über zwei Dutzend Länder und auf alle Kontinente ausgedehnt haben. Und dann lautet das Motto von Horton International „Global Reach, Local Knowledge“...
Frei übersetzt: Weltweite Reichweite bei genauer Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort.
Ja, das passt gut zu uns. Wir wollten ein Netzwerk, bei dem wir unsere Identität beibehalten können. Wir sind stolz auf unsere Firmenkultur, und Horton International ist ein Netzwerk, in dem jedes Partnerunternehmen seine spezifische Identität und seine landesspezifischen Kenntnisse beibehalten kann.
Viele Netzwerke sind äußerst locker geknüpft und funktionieren nicht richtig. Wie ist das bei Horton International?
Wir sind zwar erst seit einigen Wochen Mitglied des Netzwerks, haben aber bereits erste Mandate von unseren neuen Partnern übernommen und eine Suche über unseren Partner in den USA erfolgreich abgewickelt.
Internationalität ist heute ein Muss. Gibt es darüber hinaus Gründe, warum ein Unternehmen einen Suchauftrag an die Hager Unternehmensberatung vergeben soll?
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen. So haben wir nicht nur langjährige Erfahrung in der Abwicklung schwieriger Suchmandate sondern darüber hinaus eine tiefgehende Kenntnis der von uns adressierten Branchen. Unsere Kunden spiegeln uns wider, dass wir ihr Geschäft verstehen und dass es uns besser als anderen gelingt, Kandidaten für die jeweilige Position zu qualifizieren und motivieren. Darüber hinaus erreichen wir durch unsere über fast 20 Jahre verbesserten Prozesse und eine entsprechende Datenbank eine hohe Geschwindigkeit im jeweiligen Mandat. Letztlich zählt für unsere Kunden aber vor allem, dass wir sehr zuverlässig agieren, also das tun, was wir sagen oder versprechen.
Mit langjähriger Erfahrung und speziellen Kenntnissen werben auch viele Ihrer Konkurrenten. Und Headhunter-Datenbanken haben angesichts von Millionen von karriereorientierten Managern, die ihre Profile im Internet veröffentlichen, nur noch einen begrenzten Wert.
Es ist sicher richtig, dass die Wirtschaft wegen des Internets und der sogenannten sozialen Netzwerke heute weitaus transparenter ist als früher. Das erleichtert die Identifikation von passenden Kandidaten. Aber es geht ja nicht nur darum.
Worum geht es denn?
Es geht vor allem um Qualität, um den Zugang zu stark umworbenen Managern sowie um Motivation, Qualifizierung und Schnelligkeit. Es ist bereits schwer genug, Zugang zu bestimmten Managern zu bekommen. Aber diese Führungskräfte wollen auch motiviert werden. Das geht nur, wenn man einen guten Ruf als Personalberater hat und schnell an der richtigen Adresse ist. Ohne ein gutes Netzwerk und eine gut gepflegte Datenbank geht das nicht.
Jetzt sprechen Sie aber nicht über das Firmennetzwerk von Horton International, sondern über Ihr eigenes, firmenspezifisches Netzwerk.
Genau. Es geht um unser Netzwerk, und dies besteht aus Tausenden von persönlichen Kontakten zu Fach- und Führungskräften sowie aus einer ganzen Reihe von weiter führenden Informationen. Die Hager Unternehmensberatung gibt es seit 20 Jahren am Markt, und unser Netzwerk ist mit jedem Suchauftrag gewachsen. Die Datenbank ist lediglich ein Vehikel und macht für uns intern dieses Netzwerk transparent und nutzbar.
Wie lange brauchen Sie für die Abwicklung eines Suchmandats?
Etwa 60 Tage. Nur in Ausnahmefällen dauert es länger. Die Wirtschaftswelt dreht sich immer schneller und damit auch der Anspruch an uns, zeitnah geeignete Kandidaten präsentieren zu können. Um das leisten zu können, haben wir allein in Deutschland ein Team von über 70 fest angestellten Mitarbeitern, die in kleinen, spezialisierten Teams für die jeweilige Branche Mandate bearbeiten. Wir glauben fest daran, alle für die erfolgreiche Besetzung notwendigen Prozessschritte Inhouse abbilden zu müssen. Beim Einsatz von externen Researchern leidet die Qualität.
Wie kann man die Qualität eines Headhunters messen?
Der wichtigste Maßstab ist die Qualität der präsentierten Kandidaten. Grundsätzlich geht es aber um die Prozessqualität insgesamt, wozu auch eine verbindliche und stringente Kommunikation gehört – nicht nur mit den Kunden, sondern auch mit den Kandidaten. Jeder Headhunter ist schließlich in gewisser Weise auch der Botschafter seiner Kunden. Und dann geht es ja nicht nur darum, Lebensläufe zu versenden, sondern auch einen gewissen Mehrwert zu liefern.
Welchen Mehrwert?
Eine Verbindung herzustellen zwischen dem Lebenslauf und dem dahinterstehenden Menschen. Verlässliche, validierte Informationen über den Kandidaten, seine Qualifikation, Motivation, Potenziale und nicht zuletzt seine Persönlichkeit. Der Auftraggeber bekommt ein rundes Bild geliefert und Informationen, auf deren Grundlage er Entscheidungen treffen kann.
Darüber hinaus erhält er unter Umständen weitere wichtige Informationen über den Markt, die Konkurrenz oder wie er wahrgenommen wird. Wir präsentieren nicht nur die passenden Kandidaten, sondern liefern auch ein Stück Marktforschung.
Die meisten Ihrer Aufträge kamen bislang aus der IT-Branche und von Telekommunikationsunternehmen. Hier dominieren technische Trends, etwa das Speichern von Daten in der Cloud oder die Internet-Sicherheit. Gibt es darüber hinaus wichtige Trends?
Nur in den ersten Jahren unseres Bestehens lag der Schwerpunkt auf der ITK-Branche. Heute können wir mit Stolz sagen, dass wir auch in anderen wichtigen Industrien bedeutende Kunden betreuen. Wichtige Trends sind „Digitalisierung“ und das „agile Unternehmen“. Diese Trends haben für sehr viele Branchen eine hohe Relevanz. Für die Digitalisierung brauchen die Unternehmen neue Geschäftsmodelle. Und nur agile Unternehmen sind in der Lage, in immer kürzeren Zyklen auf veränderte Märkte und Marktumstände zu reagieren.
Die Hager Unternehmensberatung ist breit aufgestellt. Sie bieten Ihren Kunden nicht nur Executive Search, sondern zum Beispiel auch einen Service namens Business Activation. Was hat es damit auf sich?
Business Activation ist eine Strategie- und Kompetenzanalyse für Unternehmen, die bisher noch nicht genutzte Produktivitäts-Potenziale schnell und gezielt aktivieren wollen. Es ist ein Teil der Employment Lifecycle Solutions, die wir unseren Kunden bieten. Wir wollen mit unseren Dienstleistungen den gesamten Arbeitslebenszyklus einer Fach- oder Führungskraft abdecken.
Wo liegt der Schwerpunkt der Hager Unternehmensberatung?
Eindeutig beim Executive Search. Wir verstehen uns als Headhunting Company der Spitzenklasse, aber unsere Kunden verlangen hin und wieder mehr als nur hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte. Das ist der Grund, warum wir auch hochwertiges Coaching, Training und Beratung bei der beruflichen Neuorientierung von Führungskräften anbieten. Wir sind stolz auf dieses gewisse Extra. Wir sind der Headhunter PLUS, die Personalberater 2.0!
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Das Interview führte Rainer Steppan. Fotos: Hager Unternehmensberatung