Die Unternehmen der deutschen Consultingbranche eilen von Rekord zu Rekord. Der Gesamtumsatz der Unternehmensberater belief sich 2015 auf 27 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahlen stammen aus einer Studie, die der Bonner Beraterverband BDU heute bei einer Online-Pressekonferenz vorgestellt hat.
Die Studie trägt den Titel „Facts & Figures zum Beratermarkt 2015/2016“. Daran haben sich rund 520 Beratungsgesellschaften aller Größenordnungen aus der gesamten Consultingbranche beteiligt.
Jede Menge Arbeit
Wichtigster Treiber der Branchenkonjunktur ist die Digitalisierung der Wirtschaft. Zurzeit kämen nahezu alle Geschäftsmodelle der Unternehmen auf den Prüfstand, so der BDU. Und das bedeutet jede Menge Arbeit für die Consultants.
Die Berater unterstützen ihre Klienten insbesondere bei der Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen und der Bereitstellung entsprechender IT-Lösungen, so BDU-Präsident Hans-Werner Wurzel gegenüber den per Internet und Telefon zugeschalteten Journalisten.
Ein weiteres wichtiges Thema sei Big Data, so Wurzel weiter. Dabei geht es um die Analyse gigantischer Datenmengen, wobei die Berater spezielle Software und modernste Computertechnik einsetzen.
Auch die Beraterbranche wandelt sich
Die Antworten der Befragten zeigen, dass sich auch die Consulitngfirmen selbst im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung wandeln werden. So können sich die meisten Berater vorstellen, dass etwa die Zusammenarbeit mit etablierten Software-Anbietern enger wird und neue Lösungsanbieter entstehen.
Die Aussichten für das laufende Jahr beurteilt der Verband mehr als nur positiv: Laut BDU peilen die Consultants ein weiteres Rekordergebnis mit einer Umsatzsteigerung von 7,5 Prozent an.
Besonders kräftige Impulse erwarten die Berater aus der deutschen Chemie- und Pharmabranche, die sich mitten im Umbruch befindet. Starke Wettbewerber aus den USA und China erhöhen den Druck und zwingen die heimischen Unternehmen zu verstärkten Innovationsanstrengungen.
Neue Wettbewerber
Ähnlich zugespitzt schätzen die Berater die Lage ein, in der sich zahlreiche Banken und Versicherungen befinden. Nicht nur wegen des enormen Drucks durch die Regulierungsbehörden. Hier mischen vor allem die sogenannten FinTechs, neue Wettbewerber mit schlanken Kostenstrukturen, den Markt auf. Vor diesem Hintergrund brüten die Chefs der etablierten Unternehmen über neue Geschäftsmodelle, Kooperationen, Prozessänderungen sowie Anpassungen in der IT-Struktur.
Der Trend zur Digitalisierung spiegelt sich auch in den Antworten der Studienteilnehmer hinsichtlich der Nachfrage nach einzelnen Dienstleistungen wieder. Demnach rechnen die Berater damit, dass zahlreiche Kunden Unterstützung beim Change Management sowie bei IT-Anwendungen & Infrastruktur brauchen. Die jeweiligen Prognosen der Befragten liegen hier bei über acht Prozent Umsatzplus. Zu einem ähnlichen Nachfragehit dürften sich Business Development & Innovation entwickeln. Hier liegt die Wachstumsprognose bei über sieben Prozent.
Firmen klagen über Personalprobleme
Die Kehrseite des Booms ist ein angespannter Personalmarkt. Viele der 15400 Consultingfirmen in Deutschland klagen über Probleme, qualifiziertes Personal zu bekommen. Und es geht hier nicht nur um den Beraternachwuchs, sondern auch um erfahrene Kräfte, die sich die Unternehmen immer öfter gegenseitig abwerben. Verschärft wird die Situation durch die großen Prüfungsfirmen, die verstärkt als Nachfrager auf dem Personalmarkt auftreten.
Vor diesem Hintergrund kann man die Jobaussichten in der Consultingbranche als sehr gut bezeichnen. Laut Studie wollen sowohl große als auch mittelgroße Beratungsfirmen kräftig einstellen.
24. Februar 2016 / pan