Dennis Nally tritt ab. Der 63-jährige Weltchef des Prüfungsriesen PricewaterhouseCoopers (PwC), der mit Roland Berger über einen Kauf von dessen Beratungsfirma verhandelt und sich schließlich für den Berger- Konkurrenten Booz & Company entschieden hatte, macht am 1. Juli Platz für einen Jüngeren.
Nally werde nach seiner erfolgreichen 42-jährigen Tätigkeit für PwC und zwei Amtszeiten als Chairman des weltweiten PwC-Netzwerks turnusgemäß in den Ruhestand gehen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung von PricewaterhouseCoopers. Zu seinem Nachfolger sei Robert („Bob“) E. Moritz gewählt worden, so PwC.
Der 1963 geborene US-Amerikaner, den viele seiner Mitarbeiter „BoMo“ nennen, stieß bereits 1985 zu PricewaterhouseCoopers. Zehn Jahre später wurde Moritz zum Partner ernannt. Seit 2009 steht er an der Spitze der US-Organisation von PwC.
Drei Jahre in Japan
Drei Jahre seiner Karriere verbrachte Moritz bei PwC Japan, wo er Prüfungs- und Beratungsmandate für US-amerikanische Unternehmen mit Aktivitäten in Japan und ganz Asien betreute. Weitere verantwortliche Positionen waren die Leitung des PwC-Wirtschaftsprüfungsbereichs für die Vereinigten Staaten und die Rolle des Managing Partners für die Region New York.
Nach zwei Amtszeiten endete vor kurzem seine Rolle als Chairman des Governing Board for the Center for Audit-Quality, eine unabhängige Non-profit-Vereinigung, die sich dafür einsetzt, das Vertrauen von Investoren und Gesellschaft in den weltweiten Kapitalmarkt zu steigern.
Moritz gilt auch als Verfechter von gemischten Belegschaften und einer mitarbeiterfreundlichen Personalpolitik. Ob die entsprechenden Veröffentlichungen in diversen US-Publikationen nur PR-Geklingel sind, muss sich aber noch zeigen. Er selbst scheint jedenfalls ein für die Prüferszene typischer Workaholic zu sein. Ohne überdurchschnittlichen Arbeitseinsatz ist eine Karriere wie die von Moritz schlichtweg nicht denkbar. In jedem Fall dürfte der künftige PwC-Weltchef nicht mehr viel Zeit für seine zahlreichen Ehrenämter an der Spitze von Organisationen wie The Conference Board haben.
Netzwerk rechtlich selbstständiger Firmen
PricewaterhouseCoopers erzielte im Geschäftsjahr 2015 mit rund 208.000 Mitarbeitern weltweit 35,4 Milliarden US Dollar Umsatz – umgerechnet etwa 32 Milliarden Euro. Damit ist PwC die Nummer 1 unter den vier großen Prüfungsgesellschaften, dicht gefolgt von Deloitte, EY (früher: Ernst & Young) und KPMG. PwC ist kein integriertes Unternehmen, sondern ein weltweites Netzwerk rechtlich selbständiger Firmen, die neben Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung auch Unternehmensberatung anbieten.
2014 war die Firma wegen der sogenannten „Luxemburg-Leaks“ in die Schlagzeilen geraten. Unbekannte hatten insgesamt 28.000 Seiten geheimer Steuerdokumente veröffentlicht. Aus diesen Papieren geht hervor, dass internationale Konzerne wie Ikea, Pepsi, Apple, Deutsche Bank oder Amazon mithilfe sogenannter Offshore-Konstrukte Milliarden an Steuern sparten. Es seien vor allem Experten von PwC gewesen, die diese Steuerschlupflöcher entdeckt und für ihre Klienten genutzt hätten, hieß es damals in verschiedenen Medienberichten.
Firmenfoto: PwC / 7. März 2016 / pan