Schwere Schlappe für KPMG: Die Prüfungsfirma hat nicht nur einen prestigeträchtigen Auftrag verloren, sondern auch eine herbe Kürzung ihres Honorars für bereits erbrachte Leistungen akzeptiert. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Regionalsenders Südwestrundfunk über den Stand der Dinge beim Verkauf des Flughafens Frankfurt-Hahn hervor.
Bei dem über 100 Kilometer westlich von Frankfurt am Main im Hunsrück gelegenen Airport handelt es sich um einen ehemaligen Militärflughafen. Seit 2009 gehört die Betreibergesellschaft FFHG mehrheitlich dem Land Rheinland-Pfalz. Da das Unternehmen seit Jahren jeweils zweistellige Millionenverluste einfährt, will die rheinland-pfälzische Landesregierung ihren Anteil an der Flughafengesellschaft verkaufen.
Den Auftrag zur Begleitung des Verkaufprozesses hatte die Prüfungsfirma KPMG erhalten. Anfang Juni 2016 schien Rheinland-Pfalz fündig geworden zu sein. In einer Mitteilung an die Medien hieß es, dass man einen Verkaufsvertrag mit dem chinesischen Investor Shanghai Yiqian Trading Co. Limited (SYT) unterzeichnet habe.
Zweite Startbahn und Luxushotel
SYT hatte einen Businessplan vorgelegt, wonach auf dem Flughafengelände unter anderem eine zweite Start- und Landebahn sowie ein Luxushotel gebaut werden sollten. Mit im Boot war auch die Shanghai Guo Qing Investment Company, ein chinesischer Baukonzern und Investor, der hinter SYT stehe. KPMG habe das Angebot genau geprüft und für überzeugend befunden, hieß es damals.
Ende Juni 2016 kamen jedoch erste Zweifel auf. Laut einem Bericht des Südwestrundfunks existierte die Shanghai Guo Qing Investment Company gar nicht. Dort, wo der Baukonzern angeblich seinen Sitz habe, befinde sich nur ein Reifenhandel, so der Sender. Kurz danach stoppte die rheinland-pfälzische Landesregierung den Verkauf.
„Unterschiedliche Auffassungen“
Im November gab die Landesregierung bekannt, dass der Verkaufsprozess nicht mehr von KPMG, sondern von der Prüfungsfirma Warth & Klein begleitet werde. Hintergrund seien „unterschiedliche Auffassungen über die Beurteilung der von KPMG im Zusammenhang mit dem gescheiterten Verkaufsprozess an Shanghai Yiqian Trading Co. Ltd. erbrachten Leistungen“.
Laut Südwestrundfunk haben sich KPMG und das Land Rheinland-Pfalz auch auf eine abschließende Honorarregelung verständigt. Demnach soll KMPG zwar noch eine abschließende Zahlung in Höhe von 443.000 Euro erhalten, insgesamt aber auf 850.000 Euro seines ursprünglich vereinbarten Honorars verzichten, so der Sender.
Glückliches Händchen
Eine entsprechende Anfrage von ConsultingStar bei KPMG blieb bis zur Veröffentlichung dieses Artikels unbeantwortet.
Martin Jonas, Senior Partner im Düsseldorfer Büro von Warth & Klein und seit November federführend mit dem Verkauf betraut, scheint ein glücklicheres Händchen als die Prüfer von KPMG zu besitzen: Man werde sich im Laufe des Dezembers „mehr und mehr“ auf einen Bieter zubewegen, so der Experte. Im Januar soll dann endlich ein Kaufvertrag unterschrieben werden können.
2. Dezember 2016 / pan