Glänzende Zahlen: Der Umsatz in der deutschen Consultingbranche ist 2016 um 7,4 Prozent auf 29 Milliarden Euro gestiegen. Auch der Jobmotor läuft auf hohen Touren: 2016 sind rund 6000 zusätzliche Arbeitsplätze in den Consultingfirmen geschaffen worden, davon 5000 auf Beraterebene. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie, die der Bonner Beraterverband BDU heute veröffentlicht hat.
Grundlage der Studie mit dem Titel „Facts & Figures zum Beratermarkt 2016/2017“ ist eine Umfrage unter etwa 500 Beratungsunternehmen. Demnach gibt es in Deutschland aktuell rund 115.000 Unternehmensberater. Das sind etwa fünf Prozent mehr als 2015. Insgesamt beschäftigt die Branche etwa 140.000 Mitarbeiter.
Laut BDU-Präsident Ralf Strehlau (Foto) ist es vor allem der digitale Wandel, der das Geschäft der Berater begünstigt. Dieser Trend betreffe nicht nur Unternehmen der Privatwirtschaft, sondern auch andere Organisationen, zum Beispiel im öffentlichen Sektor. Fest steht: Immer mehr potenzielle Klienten sehen in der Digitalisierung eine Herausforderung und vergeben Aufträge an Unternehmensberater, die ihnen bei der Bewältigung des Wandels helfen sollen.
Noch ganz am Anfang
Viele Unternehmen stehen noch ganz am Anfang einer digitalen Transformation. Vor diesem Hintergrund zeigen sich die vom BDU befragten Consultants ausgesprochen optimistisch: Die Branche werde ihren Umsatz im laufenden Jahr um 8,3 Prozent steigern können, heißt es in der Studie.
Eine besonders starke Nachfrage erwarten die Berater aus der Konsumgüterindustrie, dem Handel und der Chemie- bzw. Pharmabranche. Die entsprechenden Wachstumsprognosen pendeln hier um die Marke von zehn Prozent. Aber auch Finanzdienstleister und Fahrzeugbauer werden das Geschäft der Consultants befeuern. Über ein Drittel des Branchenumsatzes entfiel 2016 alleine auf diese beiden Klientengruppen. Laut Studie wird die Nachfrage aus diesen Branchen um rund acht Prozent steigen.
Boom auf dem Stellenmarkt
Die exzellente Geschäftslage führt zu einem Boom auf dem Stellenmarkt: Drei von vier Consultingfirmen wollen im laufenden Jahr neue Berater anheuern, und war sowohl erfahrene Kräfte als auch Junior Consultants.
Diese Aussagen decken sich mit den jüngsten Verlautbarungen einiger bekannter Unternehmen der Branche: Bain & Company etwa meldete Ende Januar, dass man zweistellig gewachsen sei und allein im Raum Deutschland/Schweiz rund 200 neue Berater einstellen wolle. Gleiches Bild bei dem Bonner Unternehmen Simon-Kucher & Partners, das laut eigenen Angaben seit seiner Gründung im Jahre 1985 kontinuierlich um jeweils etwa 15 bis 20 Prozent gewachsen ist und erst kürzlich die Schwelle von 1000 Mitarbeitern überschritten hatte.
Trotz all dieser positiven Nachrichten herrscht in der Branche keine Jubelstimmung. Der Grund dafür dürfte vor allem der steigende Konkurrenzdruck sein, unter dem selbst Branchengrößen leiden.
In die Zange genommen
Es sind vor allem die klassischen Managementberater, die in die Zange genommen werden:
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von den großen Prüfungsfirmen, die seit einigen Jahren wieder Flagge auf dem Beratermarkt zeigen,
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von IT-Dienstleistern wie Accenture, die mit ihrer Technik-Kompetenz punkten und auf Beratungsfelder drängen, auf denen bisher die klassischen Consultants den Ton angaben,
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von Beratungsspezialisten wie Alix Partners, Simon-Kucher oder ZEB, die auf klar definierten Feldern Spitzenleistungen erbringen.
Folge: Einige bekannte Spieler der Branche zeigen deutliche Zeichen der Schwäche, vor allem A.T. Kearney und Roland Berger. Laut einem Bericht des Hamburger Manager Magazins muss A.T. Kearney demnächst sein Stuttgarter Büro schließen. Außerdem sollen mehrere Partner ausscheiden. Und auch Roland Berger muss weiter auf die Kostenbremse treten.
Ungebrochener Trend
Ungebrochen ist auch der Trend zur Konsolidierung der Branche. Erst kürzlich sorgte Accenture mit der Übernahme der Hamburger Digitalagentur SinnerSchrader für Furore. Zurzeit spekulieren Branchenbeobachter darüber, ob die Prüfungsfirma EY das Pariser Büro der Strategieberatungsfirma OC&C übernehmen könnte. „Wir werden sicherlich noch weitere Deals sehen“, sagt BDU-Präsident Strehlau.
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8. März 2017 / Text: pan / Firmenfoto: Bundesverband Deutscher Unternehmensberater