Es geht um den Kauf von Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und anderen Rüstungsgütern im Wert von vielen Milliarden Euro: Die Prüfungsfirma EY (früher: Ernst & Young) soll das deutsche Verteidigungsministerium künftig bei der Beschaffung von Kriegsgerät beraten. Hierfür habe der Haushaltsausschuss des Bundestags vergangene Woche eine erste Honorartranche bewilligt, so das Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel.
Laut Spiegel hat der Beratungsauftrag ein Volumen von 100 Millionen Euro – der „bisher größte Etat eines Bundesministeriums für Experten von außen“, so das Magazin. Offensichtlich hat auch die Konkurrenz etwas vom Honorarkuchen abbekommen: Die Prüfungsfirma KPMG wird in dem Artikel ebenfalls erwähnt.
Die Kosten pro KPMG-Berater belaufen sich auf 239.071 Euro für „200 Arbeitstage mit je 8,2 Stunden“ pro Jahr. Hinzu kämen Reisekosten, so der Spiegel. Dem Bericht zufolge kalkuliert das Ministerium für einen Experten von EY dagegen lediglich 185.402 Euro ein. Das ist aber immer noch weit mehr, als ein Beamter kostet.
Defizite im Beschaffungswesen
Hintergrund für den Auftrag sind Defizite im Beschaffungswesen der Bundeswehr, insbesondere beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, das dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Die in Koblenz ansässige Behörde beschäftigt rund 5000 Beamte. Das seien 1400 Stellen zu wenig, so Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in ihrer Begründuing für den Einsatz externer Berater.
Im Oktober 2015 hatte der Spiegel schon einmal gemeldet, dass die Ministerin die Vergabe eines Großauftrags an Unternehmensberater plane: Vier Jahre lang sollten die Consultants die Koblenzer Beamten bei der Steuerung von Beschaffungsprojekten unterstützen. 286 Millionen Euro seien dafür veranschlagt, so das Magazin damals. Der Vertrag hätte sogar noch um bis zu drei Jahre verlängert werden können, was den Steuerzahler weitere 214 Millionen Euro gekostet hätte.
Doch die entsprechende Anfrage der Spiegel-Redaktion beim Verteidigungsministerium hatte von der Leyen aufgeschreckt: Die Ministerin habe die Ausschreibung zurückgezogen, hieß es. Der aktuelle Bericht lässt jedoch nur den Schluss zu, dass die Ausschreibung seinerzeit nicht zurückgezogen, sondern lediglich modifiziert worden ist.
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13. März 2017 / Text: pan / Foto von der Leyen: Bundeswehr / Hannemann