Entwaffnende Offenheit: Auf die Frage einer Bloggerin, welchen Job er denn am liebsten hätte, sagte Fabian Kienbaum letztes Jahr geradeheraus: „Den von meinem Vater.“ Bald schon kann der Sohn von Firmenchef Joachim („Jochen“) Kienbaum sagen: „Den, den ich jetzt habe.“ Denn laut bestätigten Insider-Informationen wird der Junior demnächst das Steuer bei der Kölner Beratungsgruppe übernehmen.
Genauer: Gegen Ende dieses Jahres wird sich der dann 71-jährige Jochen Kienbaum aus der Geschäftsführung von Kienbaum Consultants International, der operativen Führungsgesellschaft der Kienbaum-Gruppe, zurückziehen. Dann darf der 33 Jahre junge Enkel des Firmengründers Gerhard Kienbaum endlich auf den Chefsessel klettern.
Kienbaum ist ein familien- und partnergeführtes Unternehmen mit den Schwerpunkten Executive Search, Human Capital Services, Change- und Organisationsberatung sowie Kommunikation und PR. Nach Schätzung von ConsultingStar erwirtschafteten die Consultants 2016 einen konsolidierten Umsatz von etwa 100 Millionen Euro.
Internationales Management
Das nötige Rüstzeug für den Job an der Spitze von Kienbaum bringt der Junior jedenfalls mit. Fabian Kienbaum (Foto) hat internationales Management an der Privatuni ESCP Europe studiert und den Studiengang als Diplom-Kaufmann (Diplômé de Grande Ecole und Master of Science) abgeschlossen.
Zuvor erlangte der ehemalige Bundesligahandballer (VfL Gummersbach) einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre in Köln. Den Einstieg ins Consulting Business fand er im Londoner Büro einer US-Unternehmensberatung.
Seit 2014 arbeitet Fabian Kienbaum für die väterliche Firmengruppe, zurzeit als Chief Operating Officer und Verantwortlicher für die digitale Weiterentwicklung sowie das Investmentgeschäft.
Kaum aus der Ruhe zu bringen
Der hoch gewachsene, passionierte Freizeit-Jogger und ehemalige Bundesliga-Handballer wirkt auf Außenstehende locker und lässig – so wie wenn ihn kaum etwas aus der Ruhe bringen könnte. Fabian Kienbaum gerate nur bei Spielen des VfL Gummersbach oder bei einem Match der von ihm favorisierten Kicker des FC Bayern München in Wallung, sagen Firmen-Insider. Und dennoch hat er bereits für frischen Wind in dem Traditionsunternehmen gesorgt.
Nicht zuletzt auf sein Drängen hin hat man den Sitz und die Zentrale der Beratungsgruppe vom beschaulichen, oberbergischen Städtchen Gummersbach in die quirlige Rhein-Metropole Köln verlegt. Vor allem aber: Kienbaum hat sich entschlossen auf die digitale Wirtschaft zubewegt. Und das ist auch bitter nötig, denn wer in der Consultingbranche nicht beizeiten auf neue Trends reagiert, gerät schnell ins Hintertreffen.
In Startup-Unternehmen investiert
Kienbaum hat sich im vergangenen Jahr an mehreren Startup-Unternehmen beteiligt. Beispiel: Das Wiener Internet-Empfehlungsportal firstbird, das eine Recruiting-Lösung nach dem Prinzip Mitarbeiter werben Mitarbeiter bietet. Oder die Business-Plattform Edition F. Das Medien-Startup wendet sich an karriereorientierte Frauen und bietet einen Blog, eine Jobbörse sowie Netzwerk-Veranstaltungen und Webinare zu Business-Themen.
Solche Investments sind jedoch alles andere als Selbstläufer. Das musste Fabian Kienbaum kurz nach dem Start der „Unternehmer-Schmiede“ erfahren – einer Beratungsfirma, in die er sein eigenes Geld gesteckt hat. Der ursprünglich als Geschäftsführer der Unternehmer-Schmiede bestellte Manager warf nach ein paar Wochen entnervt das Handtuch. Ein erfahrener Kienbaum-Manager muss jetzt für den Junior den Karren flott machen (siehe ConsultingStar, Bericht vom 24. August 2016).
Nicht wenige der rund 650 Mitarbeiter der Firmengruppe dürften deswegen froh sein, dass Jochen Kienbaum versichert hat, er werde den Nachfolge-Prozess „sorgsam und helfend“ gestalten. Der Senior wird sich auch nicht völlig aus dem Unternehmen zurückziehen, sondern noch einige Zeit eine wichtige Rolle als Aufsichtsrat spielen.
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27. Mai 2017, Text: pan, Firmenfoto: Kienbaum