Auf Einkaufstour: Die in Unterföhring bei München ansässige KPS-Gruppe verfügte laut Geschäftsbericht im September vergangenen Jahres über flüssige Mittel in Höhe von 12,6 Millionen Euro. Rund vier Millionen Euro davon blätterten die Deutschen kurz vor Jahresende für die dänische Boutique Saphira Consulting auf den Tisch. Für den gestern angekündigten Kauf eines spanischen SAP-Beratungsspezialisten muss das KPS-Management sicher etwas tiefer in die Kriegskasse greifen.
Der aktuelle Deal ist weitaus bedeutender als die Akquisition in Dänemark: KPS übernimmt die in Barcelona ansässige ICE Consultants Europe SL – einen Spezialisten für SAP-Beratungsprojekte. ICE werde zum 2. Oktober 2017 eine hundertprozentige Tochter der KPS AG, heißt es in einer aktuellen Pflichtmitteilung der börsennotierten KPS AG. Die Mitteilung enthält keine Informationen über die finanziellen Konditionen des Deals.
„Beeindruckende und loyale Kundenbasis“
ICE wurde 2001 gegründet. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Experten für Prozessberatung, SAP Implementierungen und Application Management Services.
Zu den Kunden zählen unter anderem der Brauseproduzent Coca-Cola, der Kosmetikkonzern Revlon und der Arzneimittelriese Sanofi. KPS spricht von einer beeindruckenden und loyalen ICE-Kundenbasis in Spanien, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden sowie in Nord- und Südamerika.
„KPS hat einen ausgezeichneten Ruf, unsere Firmenkulturen sind sehr ähnlich und wir freuen uns darauf, Teil dieses sehr erfolgreichen Unternehmens zu sein“, sagt Lluís Sans, einer der Gründer und Geschäftsführer von ICE (Foto links).
„Die Akquisition von ICE ist die Fortsetzung unserer konsequenten internationalen Expansionsstrategie“, sagt Leonardo Musso, einer der Gründer und Vorstand der KPS AG (unteres Foto). Das Team in Barcelona werde künftig die KPS-Kunden im spanischsprachigen Raum betreuen.
Handel, Mode, Konsumgüter
Die im Jahr 2000 von vier ehemaligen IBM-Beratern gegründete KPS-Gruppe gehört zu den am schnellsten wachsenden Beratungshäusern in Deutschland. Mit ihrer aktuellen Akquisition bauen die Unterföhringer Consultants ihre Stellung als führende Beratungspartner für Groß- und Mittelstandsunternehmen im Handel sowie im Bereich Mode und Konsumgüter in Europa aus.
So wie kaum ein anderes deutsches Beratungshaus profitiert KPS dabei vom Trend zur Digitalisierung: Die Consultants gelten als erste Adresse bei der Umsetzung komplexer Unternehmensinitiativen, beim Entwerfen von Digitalisierungskonzepten und beim Entwickeln von enstprechenden Lösungen. KPS schließt dabei die Lücke zwischen den klassischen Strategie- und Prozessberatern auf der einen Seite und den Implementierungspartnern und Systemintegratoren auf der anderen Seite.
Früh auf den Digitalisierungstrend gesetzt
KPS setzte bereits sehr früh auf den Digitalisierungstrend und ist heute als einer von wenigen Anbietern in der Lage, ganzheitliche, unternehmensweite (End-to-End) digitale Prozessketten für die Unternehmenssteuerung in Echtzeit zu liefern und diese mittels standardisierter Software-Lösungen von beispielsweise SAP, SAP Hybris, Adobe oder Intershop zu implementieren. Zu den Kunden von KPS zählen unter anderem der Bekleidungshersteller Hugo Boss, der Schmuckhändler Christ und der Discounter Lidl.
Neben seinem Stammsitz in Unterföhring verfügt KPS über weitere fünf Büros in Deutschland. Hinzu kommen Niederlassungen in Dänemark, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz und den USA. Den Löwenanteil seines Umsatzes erwirtschaftete KPS bislang in Deutschland. Für das laufende Geschäftsjahr 2016/17 hatten die Unterföhringer Consultants einen Konzernumsatz in Höhe von 160 Millionen Euro angepeilt. Mit Blick auf den aktuellen Deal werden sie diese Zahl sicher nach oben hin anpassen.
2. August 2017 / Text: pan / Firmenfotos: ICE, KPS