Aderlass bei A.T. Kearney: Ralf Kalmbach, bei der US-Beratungsfirma bislang verantwortlich für das weltweite Geschäft mit Autoherstellern und Zulieferern, hat beim Kearney-Konkurrenten Bain & Company angeheuert. Bei Bain leitet der 56-jährige Consultant seit dem 1. September gemeinsam mit Bain-Partner Klaus Stricker von München aus die Automotive Practice des Beratungshauses.
Kalmbach hat es nicht sehr lange bei A.T. Kearney ausgehalten: Der Consultant war erst im Januar 2015 von Roland Berger zu A.T. Kearney gewechselt. Vor seinem Wechsel zu Roland Berger hatte der Wirtschaftsingenieur (Diplom der TH Karlsruhe) für das US-Beratungshaus Mercer (heute: Oliver Wyman) gearbeitet, zuletzt in der Funktion eines Managing Partners mit weltweiter Verantwortung für die Beratung von Kunden aus der Autobranche.
Kalmbach (Foto) bringe mehr als 30 Jahre Beratungserfahrung mit, betont Bain & Company in einer aktuellen Mitteilung. Der Consultant habe sowohl Fahrzeughersteller als auch Zuliefer-Unternehmen in aller Welt beraten, unter anderem zu Fragen rund um Strategie und Organisation oder bei Fusionen und Übernahmen.
„Ein großer Gewinn“
„Ralf Kalmbach ist einer der führenden Experten in der Automobilindustrie“, sagt Bains Deutschlandchef Walter Sinn. Der Neuzugang sei sowohl fachlich als auch persönlich ein großer Gewinn für die Beratungsfirma.
Der Personalie kommt eine besondere Bedeutung zu, und zwar nicht nur weil die Automobilindustrie in Deutschland als Schlüsselindustrie gilt, sondern weil sich Hersteller und Zulieferer radikal wandeln müssen. Neue Antriebsformen wie das E-Auto, die verschärfte Regulierung bei Emissionswerten und innovative Mobilitätskonzepte zwingen die Unternehmen zum Handeln. Für zusätzlichen Druck sorge der Trend zur Digitalisierung, heißt es in der Mitteilung von Bain & Company.
Anders gesagt: Hier gibt es viel Arbeit für Consultants, und von dem Honorarkuchen will sich Bain ein großes Stück abschneiden. Umso härter dürfte A.T. Kearney der Weggang von Kalmbach treffen.
Drittgrößter Anbieter
Bain & Company gilt nach McKinsey und Boston Consulting als der drittgrößte Anbieter auf dem Gebiet der Strategieberatung. Die Firma erzielte zuletzt mit insgesamt etwa 7000 Mitarbeitern 2,3 Milliarden US-Dollar Umsatz. In Deutschland und der Schweiz arbeiten für Bain rund 800 Mitarbeiter, davon 580 Berater.
Die „Bainies“ (so bezeichnen sich die Consultants selbst) gelten als stark im Geschäft mit der Beratung von Kunden aus der Finanzbranche und aus dem Kreis der Private-Equity-Firmen. Bei Unternehmen der klassischen Industrie, insbesondere auch bei Fahrzeugherstellern und der Zulieferindustrie, hinkte Bain bislang jedoch hinter seinen Konkurrenten her.
4. September 2017 / Text: pan / Firmenfoto: Bain & Company