Strategy&? Den gewöhnungsbedürftigen Namen trägt PwCs Consulting-Abteilung seit März 2014. Kurz zuvor hatte sich der Prüfungsriese die traditionsreiche Beratungsfirma Booz & Company einverleibt. In den vergangenen zwei Jahren stand Leslie Moeller an der Spitze von Strategy&. Gestern hat der Amerikaner das Kommando einem Deutschen übergeben.
Laut einer aktuellen Mitteilung von PwC trägt Joachim Rotering seit dem 1. November die Verantwortung für das weltweite Geschäft von Strategy&. Der neue Mann an der Spitze von PwCs Beratertruppe fungierte bisher als „EMEA Leader“ – zuständig für das Consulting Business in der Region Europa, Nahost und Afrika. Diesen Posten behält Rotering weiter bei.
Experte für Transformations- und Wachstumsprojekte
Der 53-jährige promovierte Diplom-Kaufmann (Foto) gilt als Experte für Transformations- und Wachstumsprojekte, Fusionen und Firmenkäufe sowie Restrukturierungen – vor allem in der Energie-, Chemie- und Stahlindustrie.
Der im Düsseldorfer Stadtteil Angermund wohnende Vater zweier erwachsener Kinder startete seine Karriere in der Abteilung Unternehmensentwicklung der deutschen Airline Lufthansa. 1992 wechselte er zu Booz Allen Hamilton – jener Beratungsfirma, von der sich später Booz & Company abspaltete.
1997 nahm er ein Angebot vom Konkurrenten A.T. Kearney an. Das seinerzeit stark expandierende Beratungshaus gehörte damals noch zum texanischen IT-Konzern Electronic Data Systems, kurz EDS. 2005, als die Geschäfte deutlich schlechter liefen, wollte sich EDS von den Consultants trennen.
Differenzen bei A.T. Kearney
In dieser kritischen Phase hatte Rotering die Rolle eines Moderators übernommen. Bei seinen Bemühungen, den Trennungsprozess möglichst konfliktfrei zu gestalten, habe er jedoch nicht viel Fortüne gehabt, sagen ehemalige Kollegen.
Gegenüber ConsultingStar bestreitet Rotering, dass er glücklos agiert habe. Aber: Er sei der Ansicht gewesen, dass der im Januar 2006 vollzogene Management-Buy-out nicht der richtige Weg für A.T. Kearney war - trotz der durchaus vorteilhaften Konditionen, die jeden Roland-Berger-Berater noch heute grün vor Neid werden lassen.
Wie auch immer: Kurz nach dem Buy-out kehrte Rotering A.T. Kearney den Rücken. Gemeinsam mit einer Reihe von Kearney-Kollegen wechselte er zu Booz & Company. Dort gehörte er zur Gruppe jener Consultants, die 2014 gemeinsam unter das Dach von PwC schlüpften.
„Anerkennung für hervorragende Entwicklung“
Die jetzige Beförderung von Rotering sei eine „Anerkennung für die hervorragende Entwicklung von Strategy& in Europa“, lobt Peter Gassmann, Deutschlandchef von Strategy&.
„Mein Dank gilt zunächst Leslie Moeller“, sagt Rotering. Sein Vorgänger an der Spitze von Strategy& habe „hervorragende Arbeit als Global Leader“ geleistet. Moeller habe Strategy& im internationalen PwC-Netzwerk weiterentwickelt. „An das zweistellige Wachstum im vergangenen Fiskaljahr gilt es nun anzuknüpfen“, so Rotering weiter.
Für seine Hobbys (Tennis, Rennradfahren, Reisen) dürften dem neuen Chef von Strategy& jetzt nicht mehr allzuviel Zeit bleiben.
2. November 2017 / Text: pan / Firmenfoto: PwC/Strategy&