Bekanntheitsgrad gleich Null: Top Consultants stehen an der Spitze von Firmen mit globaler Reichweite, beraten die Manager von Konzernen mit Tausenden von Mitarbeitern – und dennoch nehmen selbst Wirtschaftsjournalisten kaum Notiz von ihnen. Das gilt nicht nur für den neuen Weltchef von Strategy&, Joachim Rotering, sondern auch für den künftigen Managing Director von Bain & Company.
Es ist schon wieder über eine Woche her, dass Bain & Company eine Mitteilung an die Presse verschickt hat, wonach der 54-jährige Emmanuel („Manny“) Maceda im März kommenden Jahres den amtierenden Weltchef der US-Beratungsfirma, Bob Bechek, ablösen wird. Und obwohl Bain immerhin nach McKinsey und Boston Consulting die drittgrößte Strategieberatungsfirma der Welt ist, scheint sich kaum jemand dafür zu interessieren.
Wer im Internet forscht, findet neben einem Kurzporträt im Londoner Wirtschaftsblatt Financial Times nur noch wenige Veröffentlichungen – darunter einen knappen Bericht einer philippinischen Zeitung.
Spektakuläre Scheidung der Eltern
Letzterer wurde wohl vor allem deswegen veröffentlicht, weil der Vater des designierten Bain-Primus – ein ehemaliger Botschafter der Philippinen in den USA – vor einigen Jahren durch eine spektakuläre Scheidung für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Dabei müsste Maceda junior (Foto) zumindest in Kreisen der US-Wirtschaft bekannt sein. Schließlich hat der „Asian American“ (so nennen die Amerikaner Mitbürger mit asiatischen Wurzeln) bereits 1988 bei Bain angeheuert. Damit gehört der Consultant zu jener Mannschaft, die Bain auch in stürmischen Zeiten* die Treue gehalten hat.
Außerdem ist Maceda Mitglied des Führungsteams („Board of Directors“) und verantwortlich für das gesamte Geschäft der Practice „Full Potential Transformation“. Diese Abteilung wirbt vor allem mit dem vollmundigen Versprechen, bei einer Transformation nicht nur das Potenzial eines Unternehmens zu heben, sondern dessen Leistungskraft zu verzehnfachen und für nachhaltiges Wachstum zu sorgen.
Schlaflose Nächte nur wegen des Personals
Der Financial Times verriet Maceda, dass ihm kaum etwas schlaflose Nächte bereite – es sei denn das für die Beratungsindustrie immens wichtige Personalmanagement. Demnach sieht der neue Mann an Bains Spitze seine größte Herausforderung darin, jene Berater-Talente zu gewinnen und zu halten, die das anspruchsvolle Berufsethos der Firma („True North“) hochhalten und von denen seine Klienten sagen, sie zeigten mehr Empathie als die Berater der Konkurrenz.
Offensichtlich waren es auch Macedas einschlägige Erfahrungen auf diesem Gebiet sowie spezielle Kenntnisse über die Wirtschaft in wichtigen Schwellenländern, die ihm den Weg in die Führungsetage der in Boston ansässigen Firma geebnet haben: Er zeichnete nicht nur für Bains weltweites Recruiting-Programm verantwortlich, sondern hat auch diverse Schulungsprogramme für die leitenden Mitarbeiter gestaltet. Außerdem war Maceda Mitglied in den zentralen Führungsgremien, etwa im Management Committee oder im Global Operating Committee.
Bains künftiger Weltchef hat Betriebswirtschaft und Chemie studiert und kann entsprechende Abschlüsse vorweisen: Master der Elite-Uni MIT Sloan School of Management, Bachelor des Illinois Institute of Technology („magna cum laude“). Seine Karriere startete der Vater von vier Kindern im Management des US-Chemiekonzerns E.I. Du Pont de Nemours.
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29. November 2017 / Text: pan / Foto: Bain & Company
*) Mitte der 1980er Jahre hatten Bill Bain, der Mitgründer und Namensgeber der Firma, und weitere Gründungspartner das Unternehmen durch einen Mitarbeiterbeteiligungsplan mit ruinösen Bedingungen fast an die Wand gefahren.