Drei Amtszeiten sind genug: Peter („Mocki“) Mockler, der seit 2009 an der Spitze von BearingPoint steht, wird seinen Posten räumen. Im September soll ihn der derzeitige Deutschlandchef der IT-Beratungsfirma, der 50-jährige Deutsch-Iraner Kiumars Hamidian, am Steuer ablösen.
Der in Teheran geborene und im Rheinland aufgewachsene Hamidian sei von den 174 Partnern der Firma zum neuen Managing Partner gewählt worden, sagt ein Sprecher von BearingPoint auf Anfrage von ConsultingStar.
Der designierte Firmenchef kennt BearingPoint wie seine Westentasche. Der Wirtschaftsingenieur (Diplom der Universität Paderborn, Master in Industrial Economy) arbeitet seit über 20 Jahren für die Firma. 2002 wurde er zum Partner befördert, 2016 rückte er in das oberste Führungsgremium von BearingPoint auf.
Innovationen und Ventures
Neben dem wichtigen Deutschlandgeschäft kümmert sich Hamidian (Foto) auch um die Aktivitäten der Firma in Tschechien und Rumänien, verantwortet mithin ein Umsatzvolumen, das in etwa so groß ist wie das gesamte Geschäft in Frankreich, den Benelux-Staaten und Afrika. Außerdem trägt er die Verantwortung für die Innovationsprozesse und die Ventures, an denen BearingPoint beteiligt ist.
Im Laufe seiner Beraterkarriere hat Hamidian verschiedene globale Großprojekte geleitet, Marketingkonzepte eingeführt sowie Implementierungen in den Bereichen ERP, CRM und Analytics begleitet. Er gilt zudem als Experte für die Standardisierung und Harmonisierung von Geschäftsprozessen, die Reorganisation von Marketing und Kundenservice und die Restrukturierung der IT.
Förderer der Startup-Szene
Der Berater lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf, wo er sich auch als Förderer der lokalen Startup-Szene einen Namen gemacht hat.
Er freue sich sehr auf seine künftige Aufgabe, sagt Hamidian. Und er werde sich kräftig für Klienten und Firma ins Zeug legen: „Wir werden unser Ziel, europäische Unternehmen zu Weltmarktführern zu machen, weiter vorantreiben“, so der künftige Managing Partner.
„Ich gratuliere Kiumars Hamidian herzlich zum Wahlergebnis“, sagt Peter Mockler (zweites Foto). Mit diesem Schritt leite BearingPoint einen Generationswechsel ein, auf den man sich seit Jahren vorbereitet habe, so der scheidende Firmenchef.
Kein Frührentner
Wer aber denkt, dass der 57-jährige Mockler demnächst ein Leben als Frührentner führen und allenfalls mit seiner Jacht vor der dalmatinischen Küste kreuzen werde, der irrt. Der scheidende Firmenchef habe sich lediglich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt, bleibe aber weiter an Bord, sagt der Sprecher von Bearing Point auf Nachfrage von ConsultingStar.
Mockler wird ab September im Hintergrund wirken und dafür sorgen, dass sich sein Lebenswerk erfolgreich weiterentwickelt. Schließlich gäbe es BearingPoint heute ohne ihn nicht mehr. Und das hat mit der wechselvollen Geschichte dieser Firma zu tun.
BearingPoint hieß bis 2001 KPMG Consulting. Der Prüfungsriese hatte seine damalige IT-Beratungseinheit abgespalten, im Jahre 2000 an die Börse gebracht und in BearingPoint umgetauft. 2009 rauschte BearingPoint in die Pleite. Mockler, der Franzose Olivier Chatin und weitere Partner schnappten sich das Europageschäft im Wege eines Management Buy-Outs, die Prüfungsfirmen Deloitte und PwC sicherten sich zentrale Teile des US-Geschäfts.
Schwierigkeiten in Russland
Mockler gelang nicht alles, was er sich und seinen Partnern als Ziel vorgegeben hatte. Schwierigkeiten gab es insbesondere im Russlandgeschäft. Dieses sei „stark rückläufig“, so das Frankfurter Fachblatt Börsenzeitung in einem 2015 erschienenen Bericht.
Trotz dieser und anderer Hürden kletterte der Umsatz von BearingPoint von bescheidenen 441 Millionen Euro (2009) auf beachtliche 712 Millionen Euro (2017). Die Zahl der Mitarbeiter stieg in dieser Zeit von 3140 auf über 4000. Das ist zwar immer noch weit entfernt von den Dimensionen von KPMG Consulting mit seinerzeit über 17000 Mitarbeitern und Aktivitäten in rund 60 Ländern rund um den Globus. Dennoch hat Mockler mit BearingPoint eine beindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben.
7. Juni 2018, aktualisiert am 8. Juni 2018 / Text: pan, Firmenfotos: BearingPoint