Konsequenter Schritt: Rajeev Vasudeva – der Inder, der seit fünf Jahren das operative Geschäft der Schweizer Personalberatungsfirma Egon Zehnder leitet – wird seinen Posten Ende Oktober räumen. Mit dieser Entscheidung reagiert der Headhunter offensichtlich auf seine Niederlage bei der Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten des Unternehmens – siehe ConsultingStar, Bericht vom 27. Juni 2018.
Egon Zehnder, 1964 in Zürich von einem ehemaligen Consultant des Konkurrenten Spencer Stuart gegründet, gehört zu den weltweit fünf größten Anbietern von Executive Search und Leadership Consulting. Das Unternehmen beschäftigt rund 450 Berater und ist mit 68 Niederlassungen in 40 Ländern rund um den Globus vertreten. Der Gesamtumsatz belief sich 2017 auf umgerechnet etwa 554 Millionen Euro.
Zehnder ist eine Aktiengesellschaft schweizerischen Rechts.
Der Verwaltungsrat einer schweizerischen AG hat mehr Befugnisse als der Aufsichtsrat einer deutschen AG, selbst wenn er wie bei Zehnder die Geschäftsführung auf einen CEO delegiert hat. Insbesondere kann der Verwaltungsratsvorsitzende bei Abstimmungen die entscheidende Rolle spielen.
Stets der amtierende CEO
Aus diesem Grund rückte bei Zehnder in den vergangenen Jahren stets der amtierende CEO auf den Sessel des Vorsitzenden des Verwaltungsrats. Diesmal jedoch votierte die Mehrheit der rund 250 Zehnder-Partner gegen den CEO.
Neue Verwaltungsratsvorsitzende wird die ehemalige Chefin des Londoner Zehnder-Büros, Jill Ader. Die Britin löst im November den Australier Damien O’Brien ab, der den Posten seit 2010 bekleidet hatte und wegen des Erreichens der firmeninternen Altersgrenze ausscheidet.
Das Abstimmungsergebnis überzeugt nicht nur deswegen, weil Ader die erste Frau an der Spitze einer der Top-5-Headhuntingfirmen sein wird. Die Wahl erscheint auch insofern konsequent, weil es auch und gerade Zehnders Consultants sind, die ihren Auftraggebern in den Chefetagen der Wirtschaft immer wieder nahelegen, die Regeln einer guten Corporate Governance zu beachten. Und zu diesen Regeln gehört nicht zuletzt, dass der CEO eines Unternehmens nicht nahtlos auf den Sessel des Chefkontrolleurs wechseln soll.
Ganz in diesem Sinne argumentieren zum Beispiel die beiden Berater George L. Davis und Berthold Leube in einem 2017 auf Zehnders Firmenwebsite veröffentlichten Beitrag über die weltweite Angleichung der Regeln zur Corporate Governance.
Notiz an die Partner
Eigentlich müsste auch Vasudeva (Foto) diese Entscheidung begrüßen. Ein entsprechendes Statement hat der scheidende Zehnder-Chef jedoch bislang nicht veröffentlicht. Stattdessen berichtet das Londoner Wirtschaftsblatt Financial Times, dass Vasudeva den Chefsessel räumen werde. Das habe Jill Ader den Partnern der Firma in einer Notiz mitgeteilt, so die Zeitung.
Immerhin: Laut Financial Times wird Vasudeva weiter für Zehnder arbeiten – als Senior Consultant. Die Frage ist nur, wie lange er an Bord bleibt. Wer den Inder als CEO ablösen wird, ist ebenfalls offen. Eine entsprechende Anfrage von ConsultingStar an Egon Zehnder blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
6. August 2018 / pan / Firmenfoto Vasudeva: Egon Zehnder