Enttäuschende Ergebnisse trotz Hochkonjunktur: Im Gegensatz zu den meisten ihrer Konkurrenten verzeichnete die US-Personalberatungsfirma Spencer Stuart 2016 weltweit rückläufige Umsätze. Und auch im vergangenen Jahr ging es nur leicht bergauf. In Deutschland dagegen, wo die Headhunter einige Jahre lang Verluste schrieben, kann Spencer Stuarts Geschäftsführer Nicolas von Rosty einen Turnaround feiern.
Spencer Stuart zählt zu den ältesten und renommiertesten Anbietern von Executive Search. Das 1956 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in der US-Wirtschaftsmetropole Chicago und weitere 56 Büros in 30 Ländern. Mit seinen knapp 400 Beratern erwirtschaftete Spencer Stuart nach Schätzungen des Branchendienstes Hunt Scanlon zuletzt rund 707,8 Millionen US-Dollar Umsatz – umgerechnet etwa 619 Millionen Euro.
In Deutschland sind die Kopfjäger vor allem gut im Geschäft mit Kunden aus den Branchen Finanzdienstleistung, Industrie und Konsumgüter.
Das heißt aber nicht, dass die Aktivitäten immer profitabel gewesen wären.
Drei Jahre mit roten Zahlen
Erst im Geschäftsjahr 2013/2014 (Stichtag 30. September 2014) wendete sich das Blatt. Spencer Stuart legte wieder beim Umsatz zu und erzielte einen Jahresüberschuss von immerhin 984000 Euro – nach drei Jahren mit roten Zahlen. Den aktuellen Umsatz schätzt ConsultingStar auf etwa 30 Millionen Euro.
Von Rosty (Foto) hatte 2014 bei Spencer Stuart & Associates angeheuert. Der promovierte Jurist war zuvor Chef der Führungskräftebetreuung beim Industriekonzern Siemens und von 1995 bis 2000 Geschäftsführer und Justiziar bei ThyssenKrupp Material Services. Dazwischen arbeitete er acht Jahre lang als Berater für Spencer Stuarts Konkurrenten Egon Zehnder.
Rauer Wind
Seit Graf von Rosty die Geschäfte von Spencer Stuart in Deutschland führt, weht in der Firma ein rauer Wind. Auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu klagte beispielsweise jemand, der sich als ehemaliger Mitarbeiter bezeichnet, über „sehr viel Druck“ in dem Unternehmen. Oberflächlich betrachtet sei alles zwar partnerschaftlich, so der oder die Unbekannte, aber man gönne sich gegenseitig „die Butter nicht auf dem Brot.“
Derlei anonyme Postings sind zwar mit äußerster Vorsicht zu genießen – selbst wenn sie unwidersprochen bleiben, so wie in diesem Fall aus dem Jahre 2017. Fakt ist: Spencer Stuart trennte sich in den letzten Jahren von einer ganzen Reihe von Beratern und Researchern.
Inzwischen aber setzt man bei Spencer Stuart auf Expansion: Im Januar 2017 stieß die ehemalige Henkel-Managerin Simone Siebeke zu Spencer Stuart.
Zuvor hatte von Rosty mit Lars Gollenia einen ehemaligen SAP-Manager an Bord geholt. Und vom Sanierungsspezialisten Alix Partners wechselte Olaf Geretzki zu den Headhuntern. Außerdem eröffnete die Firma trotz Kostendrucks ein Büro in Düsseldorf – Standort Nummer 3, neben Frankfurt am Main und München.
Evaluierung von Führungskräften
Parallel dazu versucht von Rosty auch das Geschäft mit „Leadership Advisory“ anzukurbeln. Dabei geht es vor allem um die Evaluierung und strategische Weiterentwicklung von Führungskräften: Immer mehr Unternehmen fragten entsprechende Dienstleistungen nach, so von Rosty. Um diese Nachfrage kümmert sich bei Spencer Stuart in Deutschland unter anderem die gelernte Diplom-Psychologin Andrea Mohnsame, die im vergangenen September im Münchner Büro des Unternehmens anheuerte.
Nun hat von Rosty mit Isabel Poensgen (zweites Foto) eine weitere Spitzenkraft für dieses Geschäftsfeld zu Spencer Stuart gelockt: Poensgen kommt von Bernotat & Cie – einer Coaching Boutique, die sie 2011 mitgegründet hatte. Laut Spencer Stuart hat die Diplom-Psychologin sowohl für börsennotierte Großunternehmen als auch für renommierte Institutionen wie das Robert-Koch-Institut oder die Europäische Zentralbank gearbeitet. Zuvor arbeitete Poensgen als Head of Coaching and Career Transition bei der Beratungsfirma Boston Consulting.
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14. August 2018 - aktualisiert am 20. August 2018 / Text: pan / Firmenfotos: Spencer Stuart