Runder Geburtstag! Zum aktuellen Firmenjubiläum gönnt sich Horváth & Partners ein schickes Branding, stutzt seinen Firmennamen und beteuert, dass man jetzt „auf Wachstumskurs“ gehe. Nach einer großen Sause ist den Stuttgartern aber nicht zumute. Ganz offensichtlich hat die Corona-Pandemie den Consultants das Feiern vergällt.
Vor vierzig Jahren gründete der Stuttgarter Hochschullehrer und Controlling-Papst Péter Horváth das „Institut für Unternehmensanalysen“. Mit beachtlichem Erfolg: Das Beratungshaus zählt heute zu den wenigen Adressen der Branche, die über die Grenzen Deutschlands hinaus Bedeutung erlangten. 1989 taufte Horváth sein Unternehmen in Horváth & Partners um.
„Doppelraute“ als neues Bildzeichen
Letzte Woche informierten die Stuttgarter Consultants Klienten und Medien über einen weiteren Namenswechsel. Damit nicht genug:
Man habe das gesamte Branding modernisiert, heißt es in einer Mitteilung von Horváth & Partners.
Im Zentrum des neuen Markenauftritts stehe die Verkürzung des Markennamens auf Horváth. Das neue Bildzeichen einer Doppelraute soll zum „visuellen Ankerpunkt“ werden. Inhaltlich spiele die Ausweitung des „stark wachsenden Geschäfts im Bereich der Transformationsberatung“ eine tragende Rolle, so die Firma.
„Die Fokussierung auf den Namen und die Doppelraute als Bildzeichen im modernen Design werden uns dabei helfen, die Markenbekanntheit weiter zu steigern,“ sagt Michael Kieninger, der seit 2012 als Vorstandssprecher an der Spitze der Horváth-Gruppe steht (Foto).
Make-up kann Schönheitsfehler nicht verdecken
Doch weder lyrische PR noch dick aufgetragenes Corporate Make-up können die Schönheitsfehler in Horváths Bilanz überdecken. Fakt ist: Seit geraumer Zeit läuft das Geschäft von Kieningers Consultants nicht gerade rund.
Bereits im Geschäftsjahr 2019/2020 (Stichtag 31. März) erwirtschafteten die Berater lediglich ein Plus von 0,4 Prozent. Genauer: Der Gruppenumsatz stieg von 207,2 Millionen Euro auf 208 Millionen Euro. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen, Ertragsteuern und sonstigen Steuern) sank in dieser Zeit um 10,5 Prozent – von 20,6 Millionen Euro auf 18,4 Millionen Euro. Immerhin: Die Rendite (EBIT zu Umsatz) lag mit 8,9 Prozent (Vorjahr 9,9 Prozent) noch auf einem guten Niveau, aber meilenweit weg von dem Ziel, das sich die Consultants selbst gesteckt hatten.
Die aktuellen Geschäftszahlen fallen noch enttäuschender aus. Der Gruppenumsatz im Geschäftsjahr 2020/2021 betrage 196 Millionen Euro, so ein Sprecher von Horváth auf Anfrage von ConsultingStar. Das ist ein Minus von 12 Millionen Euro oder 5,7 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Geschäftsjahr.
Zum Vergleich: Laut einer Studie* des Bonner Beraterverbands BDU hatten 2020 auch viele andere Beratungsfirmen mit einer pandemiebedingten Flaute zu kämpfen. Der Gesamtumsatz der Branche sank um 3,2 Prozent auf 34,6 Milliarden Euro (2019: 36,0 Milliarden Euro). Doch in das BDU-Papier fließen nicht nur die Zahlen von klassischen Management Consultants wie Horváth ein, sondern auch die Umsätze der weitaus stärker von der Pandemie betroffenen Personalberater.
Marktführer schlagen sich besser
Horváth muss sich an der Performance der Führer in seinem Marktsegment messen lassen, also an den Zahlen der großen Drei unter den Management Consultants. McKinsey, Boston Consulting und Bain & Company leiden zwar ebenfalls unter der Pandemie, stecken die Krise jedoch besser weg.
„Je größer die Beratungsunternehmen, desto besser sind sie durch die Krise gekommen“, sagt auch Branchenkenner Dietmar Fink, einst Berater beim Branchenpionier Arthur. D. Little, heute Professor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Das Beispiel Boston Consulting zeigt, dass Fink recht hat. Die US-Firma hat 2020 weltweit 8,6 Milliarden US-Dollar (rund 7,1 Milliarden Euro) kassiert – und damit trotz Pandemie ein Umsatzwachstum von acht Prozent im Vergleich zu 2019 erreicht.
Vor diesem Hintergrund erscheinen Horváths Zahlen wie eine Mahnung an Kieninger und seine Consultants, sich mehr denn je zuvor ins Zeug zu legen. Andernfalls wird die Firma Horváth ihren 50. Geburtstag nicht mehr erleben. Zumindest nicht als unabhängiges Beratungshaus.
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4. Mai 2021 / Text: pan / Logo und Firmenfoto: Horváth
*) Bundesverband Deutscher Unternehmensberater: „Facts & Figures zum Beratermarkt 2021“