Accenture, McKinsey, Boston Consulting und andere: Die großen Beratungsfirmen ziehen sich wegen Putins Überfall auf die Ukraine aus Russland zurück. Auf die Consultingkonjunktur in Deutschland hat der Krieg aber keine negativen Auswirkungen. Er könnte das Geschäft der Consultants vielleicht sogar begünstigen, so der Bonner Beraterverband BDU mit Blick auf eine aktuelle Studie.
Laut BDU sind die in Deutschland tätigen Consultants sehr optimistisch gestimmt. Im Schnitt erwarten die von dem Verband befragten Beraterinnen und Berater im laufenden Jahr ein Umsatzplus von 10,5 Prozent. Das ist etwa ein Prozentpunkt mehr als das, was die Befragten noch Anfang des Jahres vorausgesagt hatten. Und es wäre ein Umsatzrekord: Die Branche würde erstmals die Schwelle von 40 Milliarden Euro Umsatz überschreiten.
Das Umfrage-Ergebnis stammt von Anfang März, berücksichtigt demnach bereits den Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
Weitere wichtige Einflussfaktoren sind die Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit und die andauernde Corona-Pandemie. Die Auftraggeber müssten auf all diese Ereignisse und Trends reagieren, so BDU-Präsident Ralf Strehlau (Foto) bei der Präsentation der Studie. Folge: Mehr Beratungsbedarf, mehr Aufträge für die Consultants.
Wichtigste Auftraggeber der Consultants
Die wichtigsten Kunden der Beratungsfirmen kommen derzeit aus den Branchen Chemie- und Pharma. Hier erwarten die Befragten ein Umsatzplus von 13,5 Prozent. 2021 war das anders. Damals vergaben diese Unternehmen weitaus weniger Beratungsaufträge als Unternehmen anderer Branchen. Starke Impulse für das Geschäft der Consultants kommen auch aus dem Gesundheitswesen (+11,5 Prozent), dem Öffentlichen Sektor (+11,5 Prozent) sowie dem Versicherungsgewerbe (+11,5 Prozent).
Mit dem Maschinenbau (+8 Prozent) sowie dem Verkehrs- und Gastgewerbe (+8,5 Prozent) bilden zwei Branchen, die bereits in den letzten beiden Jahren besonders zu kämpfen hatten, die Schlusslichter im Hinblick auf die aktuellen Geschäftschancen für Unternehmensberater.
In erster Linie gibt die Studie mit dem Titel Facts & Figures zum Beratungsmarkt einen Überblick über das Geschäft der Beratungsfirmen im vergangenen Jahr. Demnach kletterte der Gesamtumsatz der Branche auf 38,1 Milliarden Euro (2020: 34,6 Milliarden Euro). Das ist ein Plus 10,3 Prozent im Vergleich zum Pandemiejahr 2020.
Kleinere Beratungshäuser (unter 1 Million Euro Jahresumsatz) legten im Schnitt um rund sieben Prozent zu, mittelgroße um knapp 15 Prozent und größere (über 50 Millionen Euro Jahresumsatz) um 10,3 Prozent.
HR Consultants und Organisationsberater mit sattem Umsatzplus
Am besten schnitten 2021 Organisations- und Prozessberater ab: Sie erzielten insgesamt 16,7 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von elf Prozent. Hier waren es insbesondere Projekte im Bereich Vertrieb (+15 Prozent) sowie Beschaffung und Supply Chain Management (+13,5 Prozent), die die Kassen der Consultants klingeln ließen.
Sogar noch einen Tick besser dran waren HR Consultants mit Themen wie Management Diagnostik und Führungskräfteentwicklung (+14 Prozent) sowie Employer Branding (+12,5 Prozent). Hier betrug das Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr 11,5 Prozent.
Weitere Kennzahlen: 2021 waren in Deutschland rund 162.000 Consultants beschäftigt. Die Zahl aller Mitarbeitenden lag insgesamt bei rund 219.000. Etwa 175 Consultingfirmen erzielten mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Rund 3400 Firmen zählen zu der Größenklasse mit 1 – 50 Millionen Euro Umsatz. Rund 22.500 Beratungshäuser erzielen einen Jahresumsatz von unter einer Million Euro. Der Umsatzanteil der Top 10 im Markt liegt bei etwa 23 Prozent.
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17. März 2022 / Text: pan / Foto: Bundesverband Deutscher Unternehmensberater, BDU