Herr Frische, vor 50 Jahren hatte ein junger Schwede eine Methode zur Personalbeurteilung entwickelt und sich als Berater selbstständig gemacht – die Geburtsstunde von Mercuri Urval. Letztes Jahr hat sich der Firmengründer aus dem Unternehmen zurückgezogen, eine Stiftung gegründet und seine Anteile an Mercuri Urval in die Stiftung eingebracht. Warum?
Er wollte den Bestand und die Unabhängigkeit des Unternehmens sichern. Mercuri Urval kann jetzt nicht mehr verkauft werden. Die Stiftung ist die Eigentümerin der gesamten Firmengruppe und gewährleistet unsere Unabhängigkeit und Homogenität.
Bei den meisten Beratungsfirmen steigen tüchtige Consultants auf und werden Partner und Mit-Eigentümer. Wie ist das bei Mercuri Urval?
Das ist auch bei uns der Fall. Zentraler Bestandteil der Stiftungssatzung ist ein Partnermodell. Es war unserem Gründer wichtig, das Unternehmen auf diese Weise seinen Mitarbeitern zu übergeben und gleichzeitig die Existenz von Mercuri Urval langfristig zu sichern.
Wie funktioniert das Partnermodell?
Der Stiftungsrat ernennt diejenigen Mitarbeiter zu Partnern, die bestimmte Leistungs- und Wertekriterien erfüllen. Ziel ist es, eine weltweite Identität mit dem Unternehmen zu schaffen und die besten Kräfte zu gewinnen und zu halten.
Parallel zur Gründung der Stiftung hat Mercuri Urval auch seine Organisationsstruktur entscheidend verändert. Warum?
Wir wollen nicht nur schneller und flexibler werden und besser auf die Bedürfnisse der lokalen Märkte und Kunden eingehen, sondern auch – mit Blick auf unsere globalen Kunden – weltweit einheitliche Qualität und Standards bei der Abwicklung unserer Aufträge garantieren.
Wie sieht die Organisation jetzt aus?
Wir haben uns für eine sehr flexible, agile Unternehmensstruktur entschieden. Sie besteht aus derzeit 70 Teams, die weltweit markt-und kundenorientiert nach zentral vorgegebenen Richtlinien, Modellen und Strukturen arbeiten.
Können Sie uns ein Beispiel geben?
Nehmen wir den Standort Düsseldorf. Hier sind vier Teams präsent. Eines dieser Teams hat den Branchenfokus Automobilindustrie, ein anderes Team konzentriert sich auf den Bereich Logistik. Jedes Team hat seine Strategie individuell definiert und wirkt dadurch so flexibel wie eine Consulting Boutique. Gleichzeitig sind alle Teams Bestandteil einer starken internationalen Gruppe.
An wen berichten die Teamleiter?
Die Teamleiter berichten an vier Personen, die Central Business Leaders. Zusammen mit dem CFO und Central Talent Management bilden die Central Business Leaders das Group Central Management.
Gibt es einen Aufsichtsrat?
Ja, das Mercuri Urval Group Board. Dieses Gremium hat mehr Entscheidungsbefugnis als ein klassischer Aufsichtsrat, greift aber weniger stark in das Tagesgeschäft ein als ein CEO. Es besteht zurzeit aus einer Person und einem Stellvertreter, die vom Stiftungsrat berufen werden. Diese Struktur soll kurze Entscheidungs- und Kommunikationswege bei gleichzeitiger Kontrolle gewährleisten.
Welche Funktion haben Sie selbst?
Ich bin einer der Central Business Leaders, zuständig für mehrere Teams, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in Belgien, Brasilien und in den USA. Daneben berate ich aber auch meine Klienten.
Welche Ziele hat sich Mercuri Urval gesteckt?
Wir sind ein weltweit führendes Unternehmen für Executive Search, Professional Recruitment und Talent Advisory. Diese Stellung wollen wir konsequent ausbauen. Seit dem vergangenen Jahr verstärken wir unser Executive Search und das Senior Level Talent Advisory Geschäft.
Welchen Umsatz macht Mercuri Urval?
Wir haben 2016 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro mit etwa 650 Mitarbeitern erzielt. Für das laufende Jahr erwarten wir ein substanzielles Wachstum.
Wieviel Prozent wollen Sie zulegen?
Unser Ziel ist eine Wachstumsrate zwischen zehn und zwanzig Prozent.
Wettbewerber Korn Ferry macht weltweit etwa zehnmal so viel Umsatz wie Mercuri Urval. Und weil das US-Unternehmen börsennotiert ist, hat es kaum Probleme, selbst größere Firmen aufzukaufen. Wie wollen Sie da mithalten?
Größe ist kein Selbstzweck. Wir sind ein starkes Unternehmen mit einem klaren Plan und einem einzigartigen Ruf für Qualität und Service. Wir beraten weltweit pro Jahr etwa 3500 Unternehmen. Neun von zehn Auftraggebern sagen uns, dass sie sehr zufrieden mit uns sind und empfehlen uns weiter. Was wir tun, verbessert ganz konkret die Ergebnisse unserer Auftraggeber. 94 Prozent der von uns empfohlenen Führungskräfte erfüllen oder übertreffen die Erwartungen des jeweiligen Klienten. Und: Wir haben stabile finanzielle Ergebnisse und ein attraktives Angebot für talentierte Berater. Das alles ist eine gute Basis für weiteres Wachstum.
Dennoch ist eine Wachstumsrate von zehn bis zwanzig Prozent sehr ambitioniert. Wie wollen Sie das schaffen?
Durch die Einstellung neuer Berater. Wir wollen in diesem Jahr unter Berücksichtigung der Fluktuation rund 50 Berater weltweit einstellen, davon mindestens ein Dutzend allein in Deutschland.
Welche Berater suchen Sie?
Wir suchen einerseits erfahrene, leistungsstarke Berater, sind aber auch offen für Quereinsteiger, die die Fähigkeiten haben, sich in unserm Marktumfeld eine Kundenplattform aufzubauen. Ziel ist es, in jedem größeren Markt mit mindestens einem Team vertreten zu sein. Wir wissen aber, dass wir das angestrebte Wachstum nicht in allen Märkten und in jedem Jahr erreichen können. Die Wachstumschancen unterscheiden sich von Land zu Land und von Geschäftsfeld zu Geschäftsfeld. Wir wollen vor allem dort wachsen, wo es für unsere Kunden, Kandidaten und Mitarbeiter einen echten Nutzen bringt.
Was bietet Mercuri Urval wechselwilligen Beratern?
Wir bieten ein breites Beratungsfeld mit etablierten Dienstleistungen, branchenführenden Tools und Prozessen sowie eine faire Leistungskultur im Kontext eines starken Global Players mit der Chance, Partner zu werden.
Können Sie konkreter werden?
Wir haben eine einheitliche, leistungs- und performanceorientierte Talententwicklungs- und Vergütungskultur. Das Vergütungssystem garantiert jedem Berater einen bestimmten Prozentsatz seines Umsatzes als Gehalt. Unsere Provisionssätze sind sehr wettbewerbsfähig. Vor allem aber: Die Beratergehälter haben keine Deckelung. Darüber hinaus besteht für erfolgreiche Berater die Möglichkeit, als Teamleiter ein neues Team zu starten, Global Client Director zu werden, zum Partner gewählt zu werden und damit ein zusätzliches Einkommen zu erzielen.